Erfahrungs Bericht: OpenAsApp – deine Excel Datei als Web- und Mobile-App

Anfangs März wurde ich kontaktiert mit einer Anfrage ob ich OpenAsApp ausprobieren, unterstürzten, oder sogar vertreiben möchte. Ich bekomme viele solcher Anfragen, aber meistens haben die mit Excel rein gar nichts zu tun.

Ganz anders OpenAsApp.

Das Versprechen dieses Unternehmens…

Deine Excel Datei in eine Applikation umwandeln

Das klang schon mal ganz interessant!

Ich habe mir selber schon oft gewünscht etwas das ich in Excel erstellt habe, auch auf meinem iPhone bearbeiten zu können. Es wäre ja auch ganz praktisch auf dem iPhone Daten zu sammeln (unterwegs) und danach direkt in Excel weiter verarbeiten!

Coole Idee!

Doch wie gut ist diese Software wirklich?

Ein Testlauf anhand einer meiner täglichen Dateien sollte Aufschluss geben ob das Angebot von OpenAsApp etwas taugt.

OpenAsApp ist nicht der erste Anbieter der die Funktionalität anbietet, beziehungsweise verspricht, eine Excel Datei in eine Applikation umzuwandeln.

Ich habe auch bereits schon PowerApps von Microsoft getestet. Zu PowerApps habe ich zwar keinen Beitrag geschrieben, aber sagen wir mal so, das Fazit war nicht berauschend.

Die Marketing Videos von OpenAsApp sahen aber sehr gut aus, und machten auch ein starkes Versprechen:

Eine Excel Tabelle könnte in lediglich 1 Minute in eine App verwandelt werden!

Also registrierte ich mich zuerst auf deren Platform.

Es gibt neben der bezahlten Version auch eine gratis Probe Version. Hier sei vermerkt: ich testete mit der gratis Version!

Test Datei: Projekt Zeiterfassung

Die Hauptfunktion meiner Datei ist die Arbeitszeiterfassung in einer Tabelle. Zusätzlich gibt es in der Datei eine Hilfstabelle auf einem zweiten Arbeitsblatt. Das dritte Arbeitsblatt enthält eine Darstellung dieser Informationen in einem Dashboard (komplett mit Pivot erstellt – der Aufbau dafür zeige ich in meinem Online Kurs).

Das Dashboard aus Pivot Tabellen und Datenschnitten
Haupttabelle für Dateneingabe

Ein für mich ideals Test Objekt – denn genau diese Datei würde ich gerne als App haben! Die Eingabe der gearbeiteten Zeit würde sich bequemer in einer App auf meinem Mobile erfassen lassen als in Excel.

Eine Listen/Erfassungs App also, mit ein paar Auswertungen.

Hoch laden der Excel Datei

Die Datei wird hochgeladen

Das erste was mir auffiel als ich meine Datei hochladen wollte: Arbeitsmappen mit Makros werden nicht unterstützt.

Von meinen Privaten Dateien die ich aufbaue, haben aber 90% irgendwelche Makros drin… weil ich sie eben automatisiert haben möchte.

Aber OK.

Diese App soll ja genau Automatisierungsprobleme lösen!

Zufälligerweise waren die Makros in dieser Datei eher Nebensache. Ich speicherte die Datei also neu als .xlsx und teste weiter.

Die Datei wurde jetzt reibungslos hochgeladen. Danach startete ein kleines Tutorial.

Im Tutorial wird eine Übersicht auf die Entwicklungsumgebung gegeben

Was von der Excel Datei blieb

Von den Hochgeladenen Daten blieben nur die Tabellen einwandfrei bestehen.

Die Haupttabelle und die Hilfstabelle, erschienen mehr oder weniger wie gewünscht. Die Datentypen, sprich Excel Zellen Formatierungen, wurden weitgehend übernommen.

Ich wunderte mich vor dem Hochladen, ob die Software meine SVERWEIS in Dropdowns verwandelt würden, oder ob es die Formeln übernimmt. Die Antwort ist: keines von beidem.

Mein Dashboard hingegen, welches wie erwähnt mit Pivot Tabellen zusammen gestellt ist, wurde durch ein Zahlensalat ersetzt.

Die Pfannenfertige übernahme meiner bereits erstellten Datei, so wie im Video, würde es also nicht werden.

Aber das Marketing Material übertreibt ja immer ein wenig.

Entwicklung

Die Entwicklungsumgebung gefiel mir von Anfang an recht gut.

Sie ist von der Logik her ähnlich wie z.B. bei MS Access oder FileMaker Pro. Es gibt Elemente (Controls), die der App hinzugefügt werden können, mit Daten verbunden, und danach in einem separaten Menü via Einstellungen justiert werden.

Um etwas zu erstellen, erschien mir der Setup deshalb als recht angenehm, und ich fand mich dementsprechend schnell zurecht, auch ohne dass ich mich zuerst durch ein Tutorial kämpfen musste.

Screenshot der App im Entwicklungs Modus: alles wird zusammen geklickt

Das erstellen der Applikation war entsprechend einfach. Eine “Low-Code oder No-Code Solution” wie das in der Fachsprache heisst, wenn man etwas auch vorgefertigten Bausteinen quasi ein eigenes Programm zusammen klicken kann.

Etwas eingeschränkt erschienen mir die Scripting Teile die mir zur Verfügung standen beim Button Menü. Eine Methode um Daten zu speichern gab es, also das wichtigste war da.

Trotz dem relativ intuitiven Design, investierte ich hier gut 1 Stunde um mich mit dem ganzen auseinander zu setzen, bis ich an den Punkt kam, an dem ich die obige stark vereinfachte Variante endlich publizieren konnte!

Publizieren und auf dem Mobile installieren

Vor dem öffnen auf dem iPhone musste ich zuerst die Open as App installieren

Der Publikations-Prozess war einfach. Auf der Online Platform musste ich die neu erstellte App zuerst speichern, um sie dann veröffentlichen zu können.

Eine Einladung per Email enthielt ein Link der mich im AppStore zur notwendigen OpenAsApp Applikation im Apple AppStore (werde ich ab jetzt OaApp nennen, um Verwirrung mit der von mir erstellten App zu vermeiden) führte.

Ein recht angenehmer Prozess bis hier hin.

Erste Probleme

Nach dem einloggen in der OaApp erschien auch schon meine eigene App.

Diese sah weitgehend wie auf dem Entwickler Screen versprochen aus, bis auf die Tatsache dass die Eingabe Felder nirgends zu finden waren! Die Zeiterfassungsfelder gingen irgendwo verloren, wahrscheinlich als ich die Reihenfolge der Tab Ansicht änderte (einer meiner letzten Aktionen vor dem publizieren). Falls es ein Hinweis zu den verlorenen Felder gegeben hat, so ist mir der nicht in Erinnerung geblieben. Wahrscheinlich mein Fehler.

Etwas genervt, erstellt ich alle Eingabe Felder abermals und publizierte erneut.

Nun da die App so aussah wie gewünscht, wollte ich als erstes probieren eine Test-Eingabe zu machen.

Gesagt getan. Die Applikation speicherte meine Einträge.

Leider nicht als neuer Datensatz in der Tabelle, so wie Excel machen würde, sondern in den Referenzzellen, namentlich die Spaltenüberschriften welche ich als Datenquellenbezug ausgewählt hatte. Es überschrieb die dortigen Informationen einfach, was dann auch schnell ersichtlich war, als ich auf meinen zweiten Tab wechselte in der App. Um die korrekte Verknüpfung der Eingabe Felder zu gewährleisten müsste ich also doch ein Tutorial anschauen oder mehr Zeit investieren und die Dokumentation lesen.

Ein weiteres Problem war dass die Eingabe stehen blieben, und nicht wie erwartet für den nächsten Eintrag die Felder zurückgesetzt wurden durch die App. Hier ist mir später in der Entwicklungsumgebung eine Option aufgefallen, welche dies wohl beheben würde. Also vielleicht wieder nur mein Unwissen als Newbie.

Die Formatierung vom Datums Datentyp ist mir auch ins Auge gestochen. “Unwesentliche Details”, könnte man jetzt sagen.

Obwohl es sich bei OpenAsApp um ein deutsches Unternehmen aus München handelt, werden konvertierte Excel Dateien mit dem unsäglichen Amerikanischen Datumsformat versehen. Ich hoffe für alle Europäischen User dass sich das ändert.

Denn wer schon einmal in einem Konzern gearbeitet hat, in dem Informationen aus US Amerikanischen und Deutschen Systemen verheiratet werden musste, wird mir beipflichten: ein Laster.

Fazit: Experiment gescheitert

Low-Code Software mit der auch “nicht Programmierer” einfache Applikationen erstellen können, werden immer beliebter. Wie ich bereits am Anfang erwähnte, ist dies auch für mich ein Bedürfnis, was denn auch die Hauptmotivation war mir OpenAsApp genauer anzuschauen.

Im Vergleich mit Microsoft PowerApps, welches ich vor ziemlich genau einem Jahr testete, hat OpenAsApp meines Erachtens klar die Nase vorn! Vom Versprechen eine Excel Datei mal kurz in eine funktionierende App umzuwandeln sind wir leider noch etwas entfernt.

Möchte ich etwas brauchbares auf basis OpenAsApp haben, so müsste ich Zeit investieren, um deren Platform richtig kennen zu lernen. Ob ich diese Zeit in die OpenAsApp-Platform investieren soll? Ich weiss es nicht.

Trotzdem, ich bin gegenüber OpenAsApp mal vorsichtig optimistisch und werde es im Auge behalten. Um einfache Dateneingabe Apps zu erstellen könnte diese Plattform durchaus etwas taugen. Aber mein Excel Dashboard ersetzt es noch nicht.